In einer Klinik sein
Es gibt die Möglichkeit, stationär oder teilstationär in einer psychotherapeutischen Klinik behandelt zu werden.
Bei einer stationären Klinik verbringst du deinen Aufenthalt die ganze Zeit an diesem Ort. Das heißt, du übernachtest dort und bekommst dort Frühstück, Mittagessen und Abendbrot. Diese Klinikform ist meiner Erfahrung nach intensiver, da du gänzlich aus deiner Umgebung raus bist und dich voll und ganz auf die Behandlung einlassen kannst. Außerdem brauchst du dich nicht um Einkauf und Essenszubereitung kümmern. Du hast so auch noch vor und nach den Behandlungen die Möglichkeit, dich mit anderen TeilnehmerInnen auszutauschen. Teilweise finden auch noch bis in den Abend hinein therapeutische Angebote statt, die dann oft fakultativ sind.
Bei einer teilstationären Klinik, oft Tagesklinik genannt, fährst du nach den Therapieanwendungen nach Hause und kommst erst am nächsten Tag zur ersten Sitzung wieder. Mittagessen findet allerdings vor Ort statt. Die ersten Anwendungen starten meist 9 Uhr und dein Tag geht bis circa 15 / 16 Uhr.
Beispielhaft findest du hier einen Wochenplan einer Tagesklinik:

Erläuterungen:
Gruppe – In der Gruppe bekommst du die Möglichkeit, dich auszutauschen und zu erkennen, dass man nicht alleine in dieser gruseligen Lage ist.
Edukation – Hier werden Informationen über die Krankheit vermittelt. Ich habe z.B. mit der Zeit erkannt, dass ich in einigen Punkten nicht unfähig war, sondern dass ich schon länger unter den Symptomen der Depressionen litt als ich dachte.
Entspannung – Entspannung ist eine Stressbewältigungsstrategie und gar nicht so einfach, wie man meinen könnte. Hier werden verschiedene Möglichkeiten der Entspannung vorgestellt und geübt.
Einzelgespräch – I.d.R. bekommen Patienten, die gesetzlich versichert sind, ein Einzelgespräch mit einer Psychologin oder einem Psychologen, um Dinge anzusprechen, die man vielleicht nicht in der Gruppe sagen oder vertiefen möchte.
Musiktherapie – es geht nicht darum, dass du ein Instrument spielen kannst, sondern besser an dein inneres Erleben herankommst. Du übst, dich in einer Gruppe einzuordnen und „falsche“ Töne zu spielen, ohne dich abzuwerten.
Achtsamkeit – Du trainierst hier, wieder achtsamer mit dir und deiner Umwelt umzugehen. Denn, wenn du achtsam bist, bist du mit deinen Sinnen im Hier und Jetzt anstatt in der Vergangenheit oder in der Zukunft.
Kleine Gruppe – In einer kleineren Gruppe von circa 5 bis 8 Teilnehmenden können individuelle Schwierigkeiten noch einmal ganz anders thematisiert werden als in großer Runde.
Tanztherapie – Bringt Spaß, weil Musik verbindet. Der therapeutische Effekt von Bewegung und Musik ist unermesslich, auch, wenn es am Anfang sehr viel Überwindung kostet, aus seinem Depri-Mustern auszusteigen.
Kunsttherapie – Du musst nichts können. Auch hier geht es darum, wieder selbstwirksam zu sein und sich auf andere Dinge als seine negativen Gedanken zu fokussieren.
Genusstraining – Riechen, Sehen, Schmecken, Hören und Fühlen – all das sind Wahrnehmungsübungen, die dir helfen werden, aus deinem Kopf zu kommen. Wer genießt, kann nicht grübeln.
Spaß und Spiel – Sich wieder konzentrieren können – seit langer Zeit eine neue Erfahrung. Und Freude bringt es auch noch. Mal ein Stadt-Land-Fluss-Spiel, mal Soduku oder etwas ganz anderes. Lachen ist erlaubt.
Ärztliche Visite – Einmal in der Woche spricht eine Ärztin oder ein Arzt mit dir über dein Wohlbefinden, um eventuell die Medikation anzupassen oder weitere körperliche Untersuchungen zu veranlassen.
Skillstraining – Du trainierst, welche Möglichkeiten du hast, in einer akuten Krise wieder zu dir selbst zu kommen oder die inneren Krisen gar nicht erst so hoch steigen zu lassen.
Qi Gong – Körper, Geist und Seele werden trainiert. Auch andere Formen sind in den Kliniken denkbar; wie zum Beispiel Tai Chi, Yoga etc.
Bewegung – Sport hat auf Depressive sogar einen noch höheren Effekt in der Endorphinausschüttung (Ausschüttung von Glückshormonen) als auf gesunde Menschen.
Ergotherapie – Jede und Jeder kann basteln. Doch was macht dir am meisten Spaß? Finde es heraus.
Metakognitives Training – Depressionen zu haben bedeutet auch ein negatives Denkmuster und Verzerrungen in der Wahrnehmung der Umwelt. Dieses gilt es zu erkennen und aufzulösen.
Stressbewältigung – Stress kann in großen Mengen zu Depressionen führen. Du lernst nicht nur, wie wichtig es ist, nein zu sagen, sondern auch, was dir alles im Leben Stress bereitet und wie du dich dagegen schützen kannst.
Wochenabschluss – Wir besprechen gemeinsam, was uns die Woche gebracht hat und wie wir gut durch das nächste Wochenende durchkommen können.
Ebenso erhältst du in den Kliniken die Möglichkeit, dich über kurze Wege mit SozialarbeiterInnen zu unterhalten und evtl. benötigte Anträge auf den Weg zu bringen. Du wirst zum Beispiel darin unterstützt, einen Reha-Antrag zu stellen.
Weitere Angebote von Kliniken, die ich erlebt habe: Schwimmen, Ernährungsberatung, Social skills, Pferdeführung, PMR (Progressive Muskelentspannung), Autogenes Training, Atemtherapie, therapeutisches Bogenschießen, therapeutisches Theater, Meditation, usw.